Im Bereich der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs gibt es zahlreiche Irrtümer, die im folgenden richtig gestellt werden. 

Vorab muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Darstellung der Irrtümer nicht sagen soll, dass wir keine Klimawende brauchen. Aber Irrtümer können in eine Sackgasse führen, was wir in Anbetracht der finanziellen Herausforderungen und der zeitlichen Dringlichkeit nicht leisten können. Wir werden eine Energie- und Klimawende nur schaffen, wenn wir technologieoffen alle Möglichkeiten nutzen. 

 

1. Grüner Strom sei CO2 neutral

Auf vielen Plattformen, bei vielen Studien und bei vielen Diskussionen wird davon ausgegangen, dass grüner Strom CO2 neutral sei. 

Diese Aussage und Annahme ist falsch

Richtig ist, dass bei Strom als Energieträger immer mit dem CO2 - Fußabdruck aus dem Energiemix von Deutschland (Europa) gerechnet werden muss. Selbst bei der Nutzung von Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage, muss mit dem CO2 - Fußabdruck aus dem Deutschen Energiemix gerechnet werden. 

Der Grund ist sehr anschaulich. Wenn einem System an irgend einer Stelle eine Komponente entnommen wird, dann fehlt diese Komponente diesem System. 

Als Beispiel: Wenn über eine  hauseigene PV - Anlage, Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird, dann muss an irgend einer Stelle innerhalb des Netzes ein Stromerzeuger weniger fossile Energieträger verfeuern. Damit reduziert sich global der Ausstoß von fossilem CO2 .  Wenn nun innerhalb dieses Hauses ein elektrischer Verbraucher eingeschaltet oder ein e-Auto geladen wird, dann reduziert sich die Strommenge dieses Hauses, die ins öffentliche Netz eingespeist wird. Damit muss dann aber an irgend einer Stelle innerhalb des Netzes ein Stromerzeuger wieder mehr fossile Energieträger verfeuern und die globalen CO2 Emissionen steigen. Es ist also ein Irrglaube zu meinen, dass der selbst verbrauchte PV-Strom CO2 neutral sei. 

 

2. Der Anteil der erneuerbaren Energien in Deutschland betrage schon über 50%

Diese Aussage ist so nicht richtig, denn es muss zwischen dem Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch und am Primär- bzw. Endenergieverbrauch unterschieden werden. 

Wie die folgende Abbildung für das Jahr 2024 beispielhaft zeigt, beträgt der Anteil der Wind- und Sonnenenergie in 2024 bezogen auf den Stromverbrauch bereits 43%. Deren Anteil an der Endenergie allerdings nur 9%. 

Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung des Anteils aller erneuerbaren Energieträger im Zeitraum von 1990 - 2023 entsprechend der Daten der "Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.". Danach zeigt sich, dass die erneuerbaren Energieträger biogenen Ursprungs mit 312 TWh einen höheren Anteil am Endenergieverbrauch aufweisen als Wind- und Sonnenenergie zusammen mit "nur" 204TWh. Das bedeutet, dass der Anteil der Biomasse nicht vernachlässigt werden darf. Insbesondere auch deshalb weil Biomasse speicherbare ist. Leider vernachlässigen die Medien diesen Sachverhalt immer wieder. 

 

3. Die Sonne würde keine Rechnung schicken

Die populistische Aussage "Die Sonne schickt keine Rechnung" ist ganzheitlich betrachtet schlicht falsch.

Wenn mit der Aussage: "Die Sonne schickt keine Rechnung" Werbung gemacht wird, dann wird verniedlicht, dass durch die Nutzung der Sonnenenergie hohe volkswirtschaftliche Kosten entstehen. Diese Kosten sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Kosten für den Anlagenbetreiber

  • Investitionskosten durch den Kauf der Module, der Verkabelung, der Aufständerung, des Anschlusses, der Gebühren
  • Laufende Kosten durch Wartung, Gebühren (Stromzählerkosten, ...)  und Steuern
  • Reparatur-Kosten 

Kosten für den Netzbetreiber

  • Kosten zur Prüfung der Stromleitungsquerschnitte und eventuell der Anpassung des Austauschs der Stromleitungen 
  • Kosten für die Ausregelung der Netzlast durch das fluktuierende Angebot der Sonne
  • Kosten für die Investition zur Bereitstellung von Backup - Kraftwerken
  • Laufende Kosten für das Personal der Backup - Kraftwerke.

Die Auswirkungen der Nutzung der Sonnenenergie kann deutlich anhand der folgenden Abbildung an den Großhandelspreisen der Strombörse abgelesen werden. Der Verlauf der Großhandelspreise mit Daten der Bundesnetzagentur [1] im Jahresverlauf zeigen deutlich, dass insbesondere in sonnenreichen Jahreszeiten negative Strompreise gehandelt wurden. Das heißt, dass die Bundesrepublik Deutschland  Geld für die Abgabe von Strom bezahlen musste. Auf der anderen Seite zeigt sich, dass in Zeiten der Dunkelflaute im Monat November und Dezember 2024 sehr hohe Preise für Solarstrom gehandelt wurden. Spitzenwert ist der 12.12.2024 mit 936,- Euro / MWh.   

Die folgende Abbildung zeigt die minimalen Börsenstrompreise [1] in Abhängigkeit der Tageszeit im Jahre 2024. Es wird deutlich, dass die negativen Börsenstrompreise insbesondere in den Mittagsstunden auftreten, was ein Indiz für die hohe Menge an produziertem Solarstrom darstellt. Das bedeutet, dass Solarstrom in diesen Tageszeiten eine volkswirtschaftliche Belastung darstellen kann. 

Auf der anderen Seite zeigt die folgende Abbildung die maximalen Börsenstrompreise [1] in Abhängigkeit der Tageszeit im Jahre 2024. Es wird deutlich, dass die höchsten  Börsenstrompreise am Vormittag und späten Nachmittag zu bezahlen sind. Also in Zeiträumen in den Backup - Kraftwerke die nicht vorhandene Strommenge der erneuerbaren Wind- und Sonnenenergie zur Verfügung stellen müssen. 

 

 

 

 

/1/  Daten der Bundesnetzagentur: smard.de